Wenn Du Dich für ein Studium interessierst, spielen sicherlich das Fach und der Hochschulort eine wichtige Rolle bei der Suche. Daneben wirkt sich aber auch die Wahl einer bestimmten Hochschulform auf Studienverlauf und Karrierechancen aus. So stellt sich vor der Bewerbung immer auch die Frage: Soll es eine Universität, eine Fachhochschule, eine Fernhochschule, eine private Hochschule oder eine Akademie sein? Nicht jeder Studiengang kann an jeder Hochschule studiert werden. Während generellere Fächer wie Betriebswirtschaftslehre oder Volkswirtschaftslehre an Universitäten, Fachhochschulen oder privaten Hochschulen angeboten werden, sind speziellere Studiengänge wie Internationales Management oder International Business Administration eher an privaten Hochschulen, Fernhochschulen oder Akademien zu finden. Jede Hochschulform hat ihre eigenen Bedingungen und Vorzüge. Wir stellen hier die Hochschultypen vor und zeigen Dir, was jeweils charakteristisch für diese Form ist.
Die Universität – Fächervielfalt und alleiniges Promotionsrecht
Die Universität zählt zu den wissenschaftlichen Hochschulen. Ihr Schwerpunkt liegt auf der theoretischen und wissenschaftlichen Ausbildung. Universitäten bieten eine breite Fächervielfalt und zahlreiche Möglichleiten, Fächer zu kombinieren sowie Schwerpunkte zu setzen. So kannst Du zum Beispiel an der Universität Erlangen im Bachelorstudium Wirtschaftswissenschaften zwischen vier Schwerpunkten wählen: Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre, Wirtschaftsinformatik oder Wirtschaftspädagogik. Voraussetzung für ein Universitätsstudium ist die allgemeine Hochschulreife. Folgende Abschlüsse kannst Du über das Universitätsstudium erreichen: Bachelor, Master, Master of Business Administration und zuweilen Staatsexamen oder Diplom. Ein Universitätsstudium erfordert ein hohes Maß an Eigeninitiative, was den Erwerb von Praxiserfahrung und Auslandssemester angeht. Um Praktika im In- oder Ausland musst Du Dich selbst kümmern. Es gibt Studiengänge wie zum Beispiel viele unter den Wirtschaftswissenschaften, die bereits zur Bewerbung ein Praktikumszeugnis voraussetzen. Promovieren geht übrigens nur an einer Universität, da diese Hochschulen das alleinige Promotionsrecht haben. Universitäten erheben Semesterbeiträge für Verwaltung oder Semesterticket. Zusätzliche Studiengebühren gibt es an den meisten Universitäten nicht mehr. Manche Hochschulen erheben allerdings "Langzeitgebühren". Es können zudem Gebühren für Gasthörer, Senioren oder für Studierende in berufsbegleitenden Studiengängen anfallen.
Charakteristische Merkmale der Universität im Überblick:
- Ein breites Fächerangebot mit der Vielfalt der Kombinationsmöglichkeiten
- Voraussetzung allgemeine Hochschulreife
- Alleiniges Promotionsrecht
- Große Auswahl an Studienstandorten
- Je nach Standort und Fach überlaufen
- Erfordert viel Eigeninitiative
- Einblicke in andere Fachbereiche möglich (Studium Generale)
- Im Regelfall keine Studiengebühren
Die Fachhochschule – Praxisbezug im Fokus
Anfang der 1970er Jahre wurden die ersten Fachhochschulen in Deutschland gegründet. Der Begriff Fachhochschule wird immer weniger gebraucht. Geläufiger ist die Bezeichnung Hochschule für angewandte Wissenschaften oder University of Applied Sciences. In der Regel steht der Praxisbezug im Fokus, die Studiengänge gelten als etwas "Verschulter" als diejenigen der Universitäten. Die meisten Studiengänge schließen mit Bachelor oder Master ab, in Ausnahmefällen gibt es noch Diplomstudiengänge. Wenn Du ein Studium an einer Fachhochschule aufnehmen möchtest, brauchst Du dafür die Fachhochschulreife. In einigen Fällen ist eine Zulassung durch Nachweis bestimmter beruflicher Erfahrung möglich (zum Beispiel Meisterprüfung). Das Fächerangebot ist im Unterschied zu einer Universität nicht ganz so groß. Fachhochschulen bieten hauptsächlich Studiengänge aus den Bereichen Wirtschaft, Technik, Ingenieurswissenschaften, Sozialwissenschaften, Pflege, aber auch Kunst und Kultur. Promovieren war bisher an Fachhochschulen nicht möglich. Allerdings sind in den letzten Jahren Kooperationen einiger Fachhochschulen mit Universitäten, gemeinsame Promotionskollegs, entstanden. Mit der Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge sollte die Durchlässigkeit zwischen den Hochschultypen erleichtert werden. Absolventen von Masterstudiengängen an Fachhochschulen sollten durch die Bologna-Reform eine universitäre Promotionsausbildung anschließen können. Die Entscheidung zur Aufnahme liegt allerdings bei den Universitäten.
Charakteristische Merkmale der Fachhochschule im Überblick:
- Voraussetzung Fachhochschulreife
- Kleinere Fächerauswahl
- Manchmal Zulassung durch Nachweis relevanter Berufserfahrung möglich
- Praxisnah
- Oftmals kleinerer Campus
- Anschließende Promotion nicht immer möglich
- Durchlässigkeit zum universitären Masterstudium nicht immer gegeben
- Im Regelfall keine Studiengebühren
Die Akademie – berufsbegleitend studieren
Die Ausbildung an einer Berufs- oder Wirtschaftsakademie ist dem dualen Ausbildungssystem zuzurechnen. Man muss zwischen Berufsakademien/Dualen Hochschulen und privaten Akademien unterscheiden. Berufsakademien sind meist staatlich anerkannt. In einigen Bundesländern wie Baden-Württemberg, Sachsen, Berlin und Thüringen sind sie gar in staatlicher Trägerschaft. In anderen Bundesländern laufen sie als private Hochschulen. Damit private Akademien Abschlüsse wie Bachelor oder Master verleihen können, kooperieren sie oftmals mit einer staatlichen Hochschule. Es kommt vor, dass Studierende einer privaten Akademie im letzten Semester zur öffentlichen Hochschule wechseln, um dort ihren Abschluss zu machen. Im Unterschied zum Universitätsstudium weist das Studium an einer Akademie einen sehr hohen Praxisanteil auf. Die Studierenden sind sowohl bei einem Ausbildungsbetrieb angestellt als auch an der Akademie als Studenten eingeschrieben. Die Berufsakademie-Ausbildung verläuft entweder nacheinander oder parallel. Im ersten Fall erfolgen erst die praktische Berufsausbildung und dann das Studium an der Akademie. Im zweiten Fall gibt es abwechselnd Blöcke im Betrieb und an der Akademie. Von seinem Ausbildungsbetrieb erhält der Studierende in der Regel eine Ausbildungsvergütung, die zwischen 600 und 1200 Euro monatlich liegen kann. In den meisten Fällen müssen Bewerber das Abitur vorweisen, einige Akademien nehmen auch Anwärter mit Fachhochschulreife auf. Das Fächerangebot variiert anhängig vom Studienstandort. Die meisten Berufsakademien bieten Studiengänge aus den Bereichen Technik, Wirtschaft oder Informatik. Vorwiegend an den Akademien können Fachkräfte mit Berufserfahrung den Master of Business Administration (MBA) machen. Dieser Abschluss bereitet auf eine Tätigkeit als Führungskraft vor.
Charakteristische Merkmale der Akademie im Überblick:
- Praxisnah
- Oft kleine Lerngruppen
- Ausbildungsvergütung
- Begrenzte Fächerauswahl
- Durchlässigkeit zum weiterführenden Masterstudiengang nicht immer gegeben
- Abschluss MBA möglich
- Oftmals Kooperation mit staatlichen Hochschulen
Die private Hochschule – Intensive Betreuung
In den letzten Jahren sind immer mehr private Hochschulen gegründet worden. Einst als teure Kaderschmieden verpönt, erfreuen diese Hochschulen sich wachsender Beliebtheit. Das ist nicht zuletzt auf die oftmals kleinen Lerngruppen und die intensive Betreuung zurückzuführen. Außerdem punkten private Hochschulen durch ihren großen Praxisanteil, gerade wenn sie duale Studiengänge anbieten. Viele private Hochschulen haben feste Kooperationen mit namhaften Unternehmen. Somit erleichtern sie ihren Studierenden das Netzwerken mit zukünftigen Arbeitgebern. Ein Studium an einer privaten Hochschule ist manchmal ohne Abitur möglich - entscheidender sind Aufnahmetests und Bewerbergespräche. Die Studiengebühren an einer Privathochschule fallen oftmals recht hoch aus. Zwischen 6.000 und 10.000 Euro fallen für solch ein Studium an. Dazu kommen Prüfungsgebühren. Bei einem dualen Studiengang bekommen die Studierenden in der Regel die Gebühren vom Partnerbetrieb erstattet. Achte darauf, dass Dein Wunschstudiengang akkreditiert ist, das heißt, dass eine Qualitätsprüfung stattgefunden hat. Auch wenn mittlerweile viele Studiengänge der privaten Hochschulen eine Akkreditierung vorweisen können, ist dies nicht immer der Fall. Die Abschlüsse sind außerdem nicht automatisch gleichwertig mit denen aus staatlichen Hochschulen. Manchmal stellt die private Hochschule Zertifikate statt Hochschulzeugnisse aus. Frage vor der Bewerbung, welche Abschlüsse Du dort erwerben kannst.
Charakteristische Merkmale der privaten Hochschule im Überblick:
- Oftmals kleine Lerngruppen, übersichtlicher Campus
- Netzwerke mit Unternehmen aus der Region/aus bestimmten Branchen
- Praxisnah im dualen Studiengang
- Bewerbung ohne Abitur möglich
- Hohe Gebühren
- Nicht alle Abschlüsse entsprechen dem Bachelor/Master
Das Fernstudium – Virtueller Campus
An den Fernuniversitäten ist mittlerweile eine größere Fächervielfalt zu finden: Wirtschaftswissenschaften, Logistik, Eventmanagement, Literaturwissenschaft, Psychologie oder Rechtswissenschaft gehören zum Beispiel ins Portfolio. Die üblichen Abschlüsse sind der Bachelor, der Master oder der MBA. Dazu muss die Fernhochschule staatlich anerkannt sein. Bei einem Fernstudium bist Du an keinen Semesterbetrieb gebunden. Du studierst vom heimischen Schreibtisch aus und bist dadurch zeitlich flexibel. Per Internet bist Du an den virtuellen Campus angebunden. Es gibt zudem Seminare mit Präsenzpflicht. Zu den Prüfungen reisen Studierende zum nächst gelegenen Standort. Berufstätige, die sich neben dem Beruf weiterqualifizieren möchten, nutzen das Angebot der Fernstudiengänge, aber auch für Eltern ist ein Fernstudium eine Option. Es schreiben sich außerdem Auszubildende ein, die neben ihrer betrieblichen Ausbildung einen akademischen Grad erwerben möchten. Das Fernstudium ist gebührenpflichtig. Oftmals kannst Du es einige Wochen kostenlos ausprobieren. Manche Fernhochschulen haben großzügige Bewerbungszeiträume. Wer sich für ein Fernstudium an der großen Fernuniversität Hagen bewerben möchte, kann dies allerdings nur zwischen dem 1.Dezember und 31. Januar, beziehungsweise zwischen dem 1. Juni und 31.Juli.
Charakteristische Merkmale des Fernstudiums im Überblick:
- An keinen Semesterbetrieb gebunden, zeitlich flexibel
- Berufsbegleitend möglich
- Gebührenpflichtig
- Wenig persönlicher Austausch, viel Zeit alleine
- Prüfungen oder Präsenztage in Hochschulzentren